Mittwoch, 11. Dezember 2019

New York, New York!

"Was sollen denn die Leute denken!"
Ein Satz, der so oder in ähnlicher Form früher häufiger gefallen sein dürfte. Ein unmöglicher Haarschnitt, ungeputzte Schuhe oder der viel zu laute Streit am Abendbrottisch konnte diesen Satz auslösen. Bei uns fiel er nicht häufig, wurde daher auch nicht überstrapaziert und nicht abgenutzt. Er zeigte die Gefahr einer Grenzüberschreitung an. Anstand und guter Geschmack standen auf dem Spiel!
"Wie kann man sich so gehen lassen?!" fiel bei uns zu Hause nicht, gehört aber in die gleiche Kategorie "Grenzwacht". Wer sich "gehen läßt",  gar "vergißt", wird sich selbst untreu. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die unabsehbaren Folgen in der Öffentlichkeit. Wenn die Nerven blank liegen, besteht immer die Gefahr, andere und sich selbst zu entwürdigen. Und ein lautstarker Streit über unaufgeräumte Zimmer oder ausgeschöpfte Dispokredite, ist nicht dazu angetan, Vertrauen bei denen zu fördern, die es ungewollt mitanhören müssen.
Oder um im Bilde zu bleiben: Wer seinen Vorgesetzten jemals in Unterhosen gesehen hat, wird ihn in Zukunft nicht mehr ernst nehmen können.

Um gedankliche Schieflagen nicht weiter zu befördern, machen wir hier einen Schnitt und halten fest:
Es gilt nach wie vor:
1. Die Kultur besteht im Bekleiden und nicht im Entkleiden (Davila)
2. Kleider machen Leute (Keller)
3. Das Diktum Lagerfelds über Jogginghosen

"Was sollen denn die Leute denken!" sagte bei uns zu Hause meine liebe Großmutter (Gott habe sie selig!), selbstbewußte Tochter einer ebenso selbstbewußten Schneidermeisterin. Sie hat mich damit zur Wahrung von Grenzen angehalten und mich so mancher Geschmacklosigkeit bewahrt. Ich bin ihr bis heute dafür dankbar!

An solch (groß)mütterlichen Warnrufen dürfte es in der Kirche Gottes eigentlich nicht mangeln, nur die "Hörer des Wortes" erfassen's offensichtlich nicht, weder in der Vergangenheit, noch heute.
Ein Establishment, das nicht müde wird, mit immer neuen bunten Broschüren, die tiefe Menschlichkeit der Kirche als ihr großes Pfund darzustellen, hat nicht nur die übernatürliche Gründung der Kirche in Jesus Christus unterschlagen, was ihr eigentliches Pfund wäre. Es gibt sich auch gar keine Müher mehr, sich dieser göttlichen Stiftung gemäß zu verhalten, sondern läßt es umso mehr menscheln: Das geht bei der Kleiderfrage los und endet im lauthalsen Streit über geplatzte Schecks und Kontovollmachten.

Der Umgang mit dem (jetzt noch nicht) "seliggesprochen werdenden" Fulton Sheen ist so ein Fall von geradezu erstaunlicher Geschmacklosigkeit.

Es gäbe viel zu schreiben, doch ich will mich mit einigen Hinweisen bescheiden, die Ihnen zu einem eigenen Blick auf die Sache und vielleicht auch zu einem Urteil helfen können.

Nur soviel vorweg:
Fulton Sheen ist schon zu Lebzeiten von seinen "Brüdern im Amte" - sagen wir einmal - unfein behandelt worden.
Fulton Sheen ist nach seinem Ableben ebenso behandelt worden, bis hin zu Rechtstreitigkeiten über den Verbleib seines Leichnams. Und nun hat man aus unbekannten Gründen, seine Seligsprechung ausgebremst.

Die Urheber saßen und sitzen in New York!

Lesen Sie selbst:

https://www.thecathwalk.de/2019/07/07/katholisch-ohne-kompromisse-erzbischof-fulton-sheen/

Aktuelle Lage:
https://youtu.be/jsn1WVlz0mk
http://kath.net/news/70030


Historische Lage:
(Zur Auseinandersetzung zwischen Sheen und Spellman:) (Bei Google reichen die Stichwörter Sheen und Spellman, um an die Bücher und die Seiten zu kommen.)

George J. Marlin, Brad Miner, Sons of Saint Patrick: A History of the Archbishops of New York, from Dagger John to Timmytown, Ignatius Press San Francisco 2017, 243ff., bes. 244. (inkl. der Darstellung, wie Spellman Sheen bewußt und systematisch kaltstellte, weil Sheen ihm zurecht den Zugriff auf die Gelder verweigert hatte.)


Lawrence B. Porter, The Assault on Priesthood: A Biblical and Theological Rejoinder. Wipf and Stock publ. Eugene (Oregon) 2012, 138ff., bes. 142f. (Dort der Hinweis dazu, daß Spellman weitreichende Erkundigungen anstellen ließ, um mögliche "Schwachpunkte" zu ermitteln, mit denen sich Sheen diskreditieren ließe. Die Ermittlungen brachten keine Ergebnisse!)


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