Donnerstag, 1. August 2019

Angedacht

Mit der "Reinigung der Kirchen" nahm man den Gläubigen nicht nur den Anblick der Heiligen, man entzog sich auch der ständigen Erinnerung an eine Vergangenheit, der man sich nicht mhr stellen wollte, an der man sich nicht mehr messen lassen wollte. Der Abbruch der Figuren und Altäre, die Übertünchung der Wände stehen nicht für ein geändertes ästhetisches Empfinden, sie sind Ausdruck einer Flucht aus der Tradition, die man Fortschritt nannte und nennt. Frucht dieses Fortschrittes sind leere weiße Hallen, die weder Auge noch Herz etwas bieten, keine Betrachtung zulassen, keine Ablenkung gönnen, wenn man an dem, der in den Mittelpunkt gerückt ist, vorbeischauen möchte, um den Herrn nicht aus dem Blick zu verlieren.
Dieser Zeit der Entleerung der Gotteshäuser folgte im Sauseschritt die Entleerung der Theologie, der Musik und der Glaubenspraxis. Was zunächst nach Verinnerlichung und Indiviualisierung und tätiger Liebe aussah und wie ein später Sieg der Devotio moderna wirkte, die auch allen Formen des zweckfreien Gotteslobes mit Skespsis begegnete und den schönen Künsten abhold war, war letztlich nichts anderes als ein Versuch, den (Selbst-)vorwürfen der angeblichen Rückständigkeit und Inferiorität durch radikale Maßnahmen zu überwinden und sich in die Avantgarde zu katapultieren. Alles was bremste, jeder "unnötige Ballast" mußte weg. Man begann sich seiner Vergangenheit zu schämen, zu verleugnen, zu verlachen. Neu war und ist das alles nicht. Die Wurzeln lassen sich weit zurückverfolgen. Die Paidagogisierung der Gemeinde (Die Belehrung angeblich rückständiger, unverständiger und abergläubisch tumber Nichttheologen durch einen "Fachmann" als Ersatz für den Ritus der Kirche) läßt sich z. B. schon in privaten (und bischöflich geduldeten) Bestattungsagenden des späten 18. Jh's feststellen.)
Nun will man Kirche sein. Man will den epochalen Wandel schaffen, endlich auch noch die Reste verklappen. Weg mit der Ewigkeit! Ab in die Zukunft der schönen neuen Welt! Doch können die, die vorgeben, die Kirche (der Zukunft) zu sein, überhaupt Kirche machen?
Wenn sie die göttliche Gründung von Ewigkeit zu Ewigkeit leugnen, dann ist das zukünftige Gebilde vielleicht noch 'ekklesia' (Versammlung) aber auch noch 'tou theou' (Gottes, von Gott her)? Sie wäre eine Versammlung ohne Gründung in Gott, ein menschliches Konstrukt.
Wer einen epochalen Wandel herbeiführen will, herrscht, macht sich zum Herrn einer Sache, dient nicht mehr.
Wer einen epochalen Wandel herbeiführen will, hinter den es kein zurück mehr geben soll, der droht mit nichts anderem als mit einem Bruch der Tradition, mit der Durchtrennung des Bandes, das uns mit unseren Vorfahren im Glauben verbindet.
Es ist schlicht und einfach Ausdruck eines defizitären Glaubens, der schon so fortgeschritten ist, daß man ihn als in die Irre gelaufen bezeichnen muß. Es ist Häresie.

Ich bin das Alpha und das Omega
Ob eine ungenannte Frau Professor dies oder das leugnet, ist nur ihr eigenes Problem, solange sie dies nicht vom Katheder tut.
Wenn nun ein ungenannter Ruhrbischof meint, ihm und seinen Brüdern im Amte stünde es an, Brüche zu fabrizieren, so ist es schon ein Problem für die Kirche, wenn er es allein schon denkt und nicht gegen diese Gedanken anbetet und erst recht, wenn er sie in Medienaussendungen verbreitet.
Wenn ein zum Papst gewählter Kardinal der Kirche Gottes seine Position dazu nutzt, Fromme grundlos zu drangsalieren und zu strafen, älteste Diözesen grundlos aufzulösen, lieber Gefangenen die Füße wäscht, als der Feier der Heiligen Geheimnisse vorzustehen, den Leib des Herrn nicht sonderlich verehrt, wie man es  an seinem ständigen Fehlen am Fronleichnamstag ablesen kann, sich in Fragen der Lehre und Disziplin ansonsten indifferent erweist und Theologien durch die Hintertür zu rehabilitieren sucht, die von seinem Heligen Vorgänger als Irrlehre verdammt worden sind, dann haben wir ein Problem. Nicht mehr Servus servorum Dei, sondern Servus servorum mundi!
Ist der Papst katholisch? Früher eine Scherzfrage, heute eine schwierige Frage!
Ist mein Bischof noch katholisch?
Wie kann ich es bleiben?


In meinem Arbeitszimmer gibt es eine Reihe von Bildern und Portraits, Lebende, Tote, Familienmitglieder, Heilige, Päpste, ein verfemter Monarch, Freunde, Kunst und Krempel bis ins 20. Jh. Alles sammelt sich unter einem Art Deco Kreuz, das den erhöhten Herrn zeigt. Im unmittelbaren Blickfeld stehen auf meinem Schreibtisch zwei Bilder: eine Reproduktion des Gnadenbildes von Kevelaer und eine Schwarzweißaufnahme aus einer Kirche. Die Kirche ist von Bomben schwer zerstört. Durch die gesprengten Mauern kann man in die Trümmerlandschaft der Stadt blicken. Doch der Altar ist festlich geschmückt, Kerzen brennen, Meßbuch und Kanontafeln sind bereit. Priester, Diakon und Subdiakon stehen vor dem Altar, Ministranten versehen ihren Dienst. Es ist ein Foto aus dem Dom zu Münster, um 1945.
Neben der Trösterin der Betrübten ist diese Photographie ein Andachtsbild für mich geworden. In allen Verwüstungen, die uns die "großen Macher" immer wieder hinterlassen, weitermachen, ihm Vertrauen und treu den Dienst tun, wie Don Camillo sich nicht von der Feier der sonntäglichen Messe abhalten ließ, bloß weil die Kirche überflutet war.
Weitermachen, auch wenn um uns herum alles in Schutt und Asche fallen sollte, wenn der Kreis der Gläubigen auch kleiner wird. Gott hat keinem das Bad in der jubelnden Menge versprochen, nicht das Umfragehoch dank neuer Hochglanzoptik. Der applaudierende Mainstream steht zu Palmsonntag am Straßenrand, sog. Schwarmintelligenz. Am Ende stehen Johannes und Maria unter dem Kreuz, aus Liebe. Gott hat seiner Kirche ewigen Bestand zugesagt, ob nun Bomben explodieren oder ein geistliches Vakuum implodiert. Es ist eine kleine Herde, die geblieben war und vielleicht am Ende der Zeiten nur geblieben sein wird.
Ego sum pastor bonus et cognosco oves meas et cognoscunt me meae.
Als ich letztens Bilder von der ersten Messe in Notre Dame nach dem Brand sah, fiel mir sofort ein Detail auf, daß mich verstörte: Man trug Bauhelme ...


1 Kommentar:

gerd hat gesagt…

Das offensichtlichste dieser sog. "Reformen" ist die Entfernung des Tabernakels aus der Mitte des Hochaltares. Der Herr auf das Abstellgleis gestellt, aus dem Blickfeld der Gläubigen geraubt, in einen Nische verbannt.
"Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Wir wissen, wer du bist, der Heilige Gottes!"
Oh ja, sie wissen genau was sie tun und was sie getan haben. Und dann Sonntag für Sonntag das unselige und unheilig banale Geschwalle und soziologische Gequatsche der Geistlichkeit landauf, landab. "Sie werden rufen: Frieden, Frieden....aber da ist kein Frieden!" Da sind nur hohle Worte und seelenlose Rituale, Friedensgruß in der Kirche und Ausgrenzung vor der Kirche. "Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!" Und hinter der Hand werden sie den Gerechten verfolgen, weil der es wagt die Wahrheit auszusprechen. Weil der mutig genug ist, ihr Tun als ein Greuel zu bezeichnen, ein Greuel vor Gott. Wir sollen das Klima retten und töten unsere Kinder. Kein Aufschrei der Bischöfe, kein Hirtenbrief über den massenhaften Mord an Gottes heilige Schöpfung. Weh den Hirten die die Herde verlassen haben und dem Wolf die Türe öffneten.