Meine Großväter – Gott habe sie selig – hatten beide auf ihre
Art eine schwierige Kindheit. Der eine litt unter seinem
offensichtlich durch „14-18“ seelisch geschädigten Vater, der
andere unter der zeitgemäßen Erziehung zu Sparsamkeit und
Achtsamkeit gegenüber Nahrungsmitteln. Er mußte nicht nur Essen,
was auf den Tisch kam, er bekam auch das, was er nicht mochte,
solange aufgetischt, bis es aufgegessen war. Nach allem, was ich von
meinem Großvater weiß, war er schon in jungen Jahren ein freier
Geist, musikalisch begabt, tiefsinnig und dementsprechend humorvoll,
tiefgläubig und dabei kritisch gegenüber solchen, die sich als
Autoritäten vorstellten mochten. Ein Schuhmacher, der seinen
Schiller und Uhland genauso konnte und kannte wie Karl Kraus, Reutter
oder Valentin. Je älter ich werde, desto mehr bedaure ich, ihn nicht
kennengelernt zu haben, da er kurz nach meiner Geburt an den Spuren,
die der WK II an Körper und Seele hinterlassen hatten weit vor
seiner Zeit starb. „Glaube wenig, zweifle viel, denke selbst!“
war seine Maxime, die er an seine Tochter, meine Mutter und damit
auch an mich weitergegeben hat.
Das gleiche Erziehungsmodell wie
meine Urgroßmutter (ansonsten eine herzensgute Frau) scheinen
gewisse Qualitätsmedien momentan wieder mit ihren Konsumenten in
Bezug auf Benedikt XVI. anzuwenden. Immer wieder wird der gleiche
alte, fragwürdige Kaffee aufgewärmt und in immer anderen Tassen neu
auf den Tisch gestellt, bis er geschluckt wird. Es ist schon
verwunderlich, für wie dumm ein vormaliges hanseatisches
Intelligenzblatt („Hamburg ist ja DIE deutsche Pressestadt, ich
weiß nicht, ob sie das wissen?“ Schtonk) seine Leser halten
muß, wenn ein solcher Muckefuck aufgetischt wird und man diesen
müden Aufguß als „lecker Tässchen Kaffee“ verkauft. Man
rechnet immer noch mit der Recherchefaulheit der Leser, obwohl man
mit zwei oder drei Suchbegriffen die „Enthüllung“ als
aufgewärmte Poteé à la Relotius enttarnen kann. Es wird wieder
versucht, mit längst als widerlegt erwiesenen Geschichten das
Ansehen des Papa emeritus zu beschädigen. Es mag die Gutgläubigen
geben und die, die sowas nur zu gerne glauben wollen. (In der Regel
ziehe ich aus solchen Texten mehr Schlüsse aber der Schreiber als
über den Beschriebenen.)
Jedoch habe ich in letzter Zeit das
Gefühl, solche „Unappetitlichkeiten“ schmecken immer mehr
Menschen immer weniger und stoßen ihnen immer saurer auf. Es wird
weniger geglaubt, mehr gezweifelt und wieder mehr selbst gedacht.
Auf
Abraham Lincoln soll der Satz zurückgehen, der wie so manche
grundlegende Erkenntnis der Geschichte leider in Vergessenheit
geraten zu sein scheint:
„Man kann einen
Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen
und das ganze Volk
einen Teil der Zeit.
Aber man kann nicht das gesamte Volk die
ganze Zeit täuschen.“
Mit Joh 8, 32:
Die
Wahrheit wird euch frei machen.
(Aber es empfiehlt sich,
das ganze Kapitel 8 zur Kenntnis zu nehmen.)
Eine (etwas überfällige) Götzendämmerung kündigt sich an.
https://beiboot-petri.blogspot.com/2022/01/anti-ratzinger-schmutzkampagne-cui-bono.html
P.S.:
Apropos
„leider vergessene Erkenntnisse“:
Zum angeblich weltweiten
Monothema nur ein Satz von Gilbert Keith Chesterton, Apostel des
gesunden Menschenverstandes:
“The trouble with always
trying to preserve the health of the body is,
that it is so
difficult to do without destroying the health of the mind.”
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