Wie den armen Lehrer Lämpel mag es am letzten Freitag so manchen erwischt haben, als das neueste Schriftstück aus Rom bekannt wurde. Manche Seite titelte daraufhin mit entsprechenden Superlativen. Liebe zur Herde sieht sicherlich anders aus. Das erinnert eher an Formen der sog. "Bestandskundenpflege" wie sie bei gewissen Telefondienstleistern üblich ist. Auch die geschossenen Böcke auf dem Terrain des Kirchenrechtes liegen schon mit gebrochenem Grün auf der Strecke. Halali! Es läßt auch jene Barmherzigkeit vermissen, die sonst "denen am Rande" in aller Üppigkeit telegen gewährt wird. Schließlich geht es ja nicht um Lieblingsstücke bei Kuchen oder Pizza, nicht wahr!
"Das ist fein beobachtet." (Loriot, Fahrplan) Das mag so sein, schön ist das alles nicht.
Aus manchem eilends aufgestellten Lautsprecher dröhnt es wie in Don Camillos Brescello nach dem Krieg: "Mach mal 'nen bischen mehr Saft drauf ... Hallohallo ... Das ist der Endkampf!" Doch war es der Endkampf? Nein! Es war eine markige Provokation bei einer Tonprobe! Die Stimme seines HeRRn am Kreuz hält Don Camillo davon ab, sich in ein Scharmützel zu begeben, das er nur verlieren kann und erinnert ihn an sein Zuhaus und seine Möglichkeiten. Als Don Camillo sich der falschen Mittel bediente (Fäuste, Tischplatten ...), ging es für ihn in die Erholung, bis er wieder den Weg der Nachfolge ging und sein Gehör wieder fand ...
Als dann der "Geist der Innovation" seine kleine heile Welt hinwegfegt, zieht er sich in die alte Kapelle auf dem Gut der Filottis zurück und rettet alles Liebgewonnene dorthin, während sich der dynamische Jungpriester in seiner - ich nenne es einmal so - "Moped-Pastoral" selbst auflöst und eine entleerte Kirche hinterläßt. Das Ende bleibt offen. Guareschi erzählt seine Geschichte und diese muß am Ende offen sein für das Handeln Gottes, für den Ruf des Herrn. Bei Guareschi tröstet der HeRR seinen Don Camillo einmal damit, daß er ihn daran erinnert, wieviel Zeit seit der Schöpfung vergangen ist und die Kirche in Jahrhunderten denkt.
Ist es der Endkampf? Ich weiß es nicht zu sagen. Dieses Pontifikat hat so manche Frage bei mir hinterlassen: Was sollte die Geschichte mit China, die nur den Getreuen im Untergrund geschadet hat und die Repressalien nur verschärft haben? Was war mit der Finanzaffaire, den damit offensichtlich verbundenen falschen Anschuldigungen gegen Card. Pell? Was ist mit den Anschuldigungen aus Argentinien in Bezug auf Vertuschung von Kindesmißbrauch, der durch franz. Journalisten aufgeworfen wurden und auf die es bisher keine befriedigende Antwort gegeben hat? Warum die Avancen gegenüber SSFPX und anschließende Funkstille, andererseits die Auslöschung altritueller Ordensgemeinschaften? Warum dürfen neue geistliche Gemeinschaften nicht mehr nach bischöflichem Recht vor Ort gegründet werden? Warum entscheidet das jetzt Rom? Warum soll jetzt jeder Priester erst bei seinem Bischof anfragen, wenn er gemäß katholischer Bücher feiern möchte, wenn andererseits selbstgestrickte Hochgebete und Kladdengottesdienste nicht ausdrücklich ab sofort untersagt sind? Fragen über Fragen und ich hätte noch manche mehr zu stellen, wenn man mich fragte, macht aber keiner!
Sicherlich wird mancher Messort in nächster Zeit von den Übersichtsseiten zu streichen sein ...
Also mit Dampf voran ... zurück in die Siebziger!
Warum?
Hat man vielleicht Angst vor der eigenen Maxime, daß der Fortschritt nicht aufzuhalten sei?
Aber wenn diese Erkenntnis zuträfe, dann wäre dieses Unterfangen doch letztlich genauso nutzlos wie ... Ulbrichts Maueridee?
Er denkt ja schon wieder! (Spoerll, Feuerzangenbowle)
Greifen wir lieber zu der kleinen roten Blechdose mit der Krone und dem kurzen Slogan, der - auch so ein Kuriosum - eigentlich in großer Auflage in WK II auf Plakate gedruckt worden war, aber niemals veröffentlicht worden ist. Auflage 2,5 Mio Stück! Können Sie sich das vorstellen! 2,5 Mio Plakate, auf sündhaft teuerem Papier mit Zentern von Farbe und dann nirgends aufgehängt! 2,5 Mio Stück för de Katz! Ja und dann um 2006 herum wurde das Plakat in einem Antiquariat wiederentdeckt und ist seither auf dem Siegeszug. Ein echter Spätstarter, zeigt aber auch, das der Spruch von guter Qualität ist. Denn der zündet ja heute noch, hahaha, verstehen Sie, zündet heute noch, ... is auch egal!
Watt wollte ich gezz? ... dat Dösgen!
Da steht nämlich unter der Krone in unverkennbar britischen, serifenfreien Lettern etwas geschrieben, was ich momentan nur empfehlen kann! (Im Gegensatz zu Karl Lauterbach, der ja meistens "nur davon abraten kann") ... Schluß, Ruhe! Konzentration!
Also: Deckel auf, Bömmsken raus, lutschen, Pfefferminze schmecken, tief einatmen. Ausatmen. Deckel zu und lesen:
KEEP CALM AND CARRY ON!
2 Kommentare:
Frage: Sonst noch Fragen?
Die Fragen sind eher rhetorischer Natur, da ich für mich die Beweisführung bis auf weiteres abgeschlossen habe. Das Pontifikat hat meine schlimmsten Vorahnungen, welche mich bei seinem "Bonasera" auf der Loggia wie ein Albtraum ansprangen, bisher komplett bestätigt hat.
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