Mittwoch, 15. April 2020

Ein "Quasi-Interdikt"

Wir leben in merkwürdigen Zeiten!
Die Kirche hat in vielen Gemeinden nicht nur einfach die Öffentlichkeit von der Liturgie ausgeschlossen sondern einfach "den Betrieb ganz eingestellt". Es wurden und werden keine Messen gelesen. Auch der Hinweis auf die eventuell privatim gefeierten Messen fehlt in nicht wenigen Gemeinden ganz. Damit hat die Regierung zusammen mit dem RKI faktisch eine Art "Quasi-Interdikt" flächendeckend durchgesetzt (Ich weiß, was kirchenrechtlich mit Interdikt gemeint ist, wer es verhängen kann und aus welchen Gründen.) und die DBK verhält sich wie eine weisungsgebundene, nachgeordenete Behörde. Punktum!

Wenn ich nun schaue, wer nun die Interessen der Kirche eigentlich vertritt, so sind es einmal die Priester, die weiterhin betend, zelebrierend und segnend für das Volk Gottes Dienst tun, so wie die drei hochwürdigen Herren in Grevenbroich:







Aber wer wagt es, ohne in voraufklärerische Denkmuster zu verfallen (die ich persönlich für eine Art Einbruch in die Souveränitat Gottes, und somit m. E. eine schwer sündhafte Mischung aus Hochmut und Versuchung Gottes darstellen), im Rahmen der aufgestellten Bedingungen Seelsorge als "systemerhaltend" zu ermöglichen. (Nun kann man über den Begriff "systemerhaltend" wieder kritisch nachdenken. Und so mancher ironischer Seitenhieb kommt mir in den Sinn ... Lassen wir das!)

Wer hat es gewagt, an den alternativlosen Vorgaben der Alternativlosen (A. M.) zu rütteln, um das Osterfest so zu feiern, wie es nach Meinung der "Kräfte des Fortschritts" (G. Guareschi) unaufgebbar ist, nämlich zusammen mit der versammelten Gemeinde?
Nicht die DBK (dort scheint man sich eher aus der "Versteifung auf die Eucharistie" befreien zu wollen), kein neunmalkluger deutscher Liturgiewissenschaftler, kein "Konzilsbewegter", sondern ein angebliches "Bollwerk der Reaktion", ein "Privatmessenleser", Propst Gerald Goesche, Berlin.

Hier ein Link zur JF

Lesenwert ist auch das Interview mit ihm:

Ein weiterer Link zur JF

Und da wo Rauch ist, auch angeblich Feuer sein muß, wurde entsprechend denunziert und entsprechend ((wie) blöd) kontrolliert:

Hier in Link zur BZ

Geschichte mag sich zwar nicht wiederholen, aber es werden in ähnlichen "Sittewazionen" (K. Beikircher) nicht selten ähnliche Verhaltensweisen spürbar.
Als ich die Geschichte las, mußte ich sofort an eine Geschichte denken, die ich vor Jahren zufällig gefunden habe, als ich nach etwas anderem recherchierte. Völlig andere Zusammenhänge aber irgendwie auch wieder nicht.
Es war ein Bericht aus der Zeit, als preußische Beamte das duchsetzen sollten, was sie damals unter Staatsraison verstanden hatten und auch gegen widerständige Bischöfe und Priester vorgingen.
Zugetragen hat sich die Geschichte im Kirchspiel Dülmen (Darup).
Der Pfarrer hatte sich kritisch über die Regierung geäußert und wurde deswegen des Ortes verwiesen
und durfte auch nicht zu Gottesdiensten die Kirche betreten. Preußens hatten damit quasi ein Interdikt verhängt, da die Personaldecke im ungenannten Bistum damals auch eher dünn war und kein Ersatz da war.
Was tun? Man entwickelte eine "kreative Lösung":
1. Der Pfarrer wurde von Bauern direkt an der "Zonengrenze" aufgenommen. So blieb er in Kontakt.
2. Sonntags wurde er für die Frühmesse per Fuhrwerk versteckt in den Ort gebracht und bis vor die
Sakristeitür gefahren. (Damit wurde der Ort nicht betreten!)
3.  Die Messe wurde am Altar der Sakristei zelebriert. Der Küster stand in der Tür zur Kirche und fungierte als Lautsprecher für "Dominus vobiscum" etc. (Damit wurde der Kirchenraum nicht betreten!)
Die Kirche war immer rammelvoll und die Gemeinde hat dichtgehalten.
An jedem Sonntag kam zur protestantischen Hauptgottesdienszeit der Landrat höchstpersönlich
per Kutsche zur Kontrolle ins Dorf. Da war die Messe schon längst gesungen.

Drei kurze Gedanken:
1. Damals war man als Katholik im Münsterland einer übergriffigen protestantischen Obrigkeit gegenüber noch klarer positioniert.
2. Der Untertanengeist scheint erst später eingezogen zu sein. Je mehr ich lese, umso mehr bekomme ich den Eindruck, daß das wohl - entgegen allen bösen Behauptungen - verstärkt nach 1918 passiert sein dürfte.
3. In Preußen scheint man immer noch nicht zu wissen, wann man kontrollieren sollte.
Herzliche Grüße nach St. Afra in Berlin!

2 Kommentare:

Jan P. Steenwerth hat gesagt…

Herziche Grüße zurück aus dem Institut!

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Hoppla!
Man liest mich in Berlin ...
Könnten Euch im Ruhrgebiet gut gebrauchen!

Herzliche Grüße aus der Provinz!