Der kürzlich verstorbene Karl Lagerfeld hat uns ein Dictum zu Hosen hinterlassen, das in letzter Zeit gerne zitiert worden ist. Doch das flatternde blaue Band des Vorfrühlings beschert uns etwas, was ich persönlich noch viel weniger schätze, als eine langbeinige Laufhose außerhalb von Turnhallen oder Laufbahnen, die kurze Hose mit aufgesetzten Taschen, auch "Cargo shorts" genannt, sprich die gemeine Bollerbuchse. Sie gehört zur Tropenexpedition oder an den Unterleib eines Extremkletterers in der Steilwand. Getragen wird sie stattdessen ab 10 °C zu jeder Gelegenheit von überernährten Computerzombies mit mobilfunkbedingten Halswirbelsäulenschäden. Im Sommer gesellen sich noch Lieferdienste (Wo sind Walter Sparbier oder Onkel Heini geblieben?) und Handwerker dazu.
Da auch Senioren heutzutage den Traum von ewiger Jugend durch den Kauf inadäquater Kleidung zu verwikrlichen suchen, muß man damit rechnen, z. B. an Wallfahrtsorten auf ältere Männer zu treffen, die das zu kurze Beinkleid durch hautfarbene Spezialstrümpfe würdelos zu verlängern suchen.
Vor nicht allzu langer Zeit, begann man zu dieser Jahreszeit damit, die Winterkleidung für die jährliche Reinigung vorzubereiten und ein Kleidungsstück zu aktivieren, den Übergangsmantel.
Ich selbst habe den klassischen Trenchcoat in unterschiedlichen Variationen seit nunmehr 35 Jahren in Gebrauch. Bei Wind und Wetter praktisch und von sportlicher wie zeitloser Eleganz! War er in meiner Jugend eine Art Standard, ist er heute nur noch selten im Habitat des Mitteleuropäers zu entdecken. Und während man sich gemeinhin unnötigerweise Sorgen macht, daß das Klima "menschengemacht" kippen könnte, bemerkt niemand, was wir an Kultur längst zerstört haben.
Der Übergangsmantel ist zwischen Bollerbuchsen und "Outdoorjacken" beinahe verschwunden.
Es haben noch viel mehr die Kontrolle über das Leben verloren ...
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